10.1 Gewissen konkret: Verantwortung für das Leben übernehmen
Die Frage nach der Menschenwürde wird durch die Errungenschaften der Humangenetik und Medizin in unserer Zeit neu gestellt: Hier bieten sich neue Chancen, z. B. neue Heilungsmöglichkeiten, Reduzierung von Erbkrankheiten, aber auch Risiken, z. B. eugenische Maßnahmen (Menschenzüchtung, Tötung von behindertem Leben), genetische „Durchleuchtung des Menschen.
Das die Güterabwägung in einzelnen Fällen sehr schwierig ist, dienen dem Christen als Grundlage für seine Gewissensentscheidung folgende Wertmaßstäbe:
- die Gottebenbildlichkeit des Menschen (Gen 1,27)
- der unbedingte Vorrang menschlichen Lebens
- das Doppelgebot der Liebe (Mt 22,36-40)
10.2 Leben an der Grenze: Tod und Jenseitserwartungen
Das Leid und der Tod konfrontieren den Menschen mit seiner Endlichkeit. Zu allen Zeiten stellen sich die Menschen die Frage nach dem Sinn des Leids. Leid kann Menschen zerbrechen lassen und den Glauben an Gott zerstören. Aber umgekehrt kann der Glaube dem Menschen die Kraft geben Leid anzunehmen und, im Sinne Jesu, dem Leid in der Welt den Kampf anzusagen (Engagement für Arme, Hungernde, Kranke). Die Frage nach dem Leid wird in dieser Welt niemals endgültig beantwortet sein.
Die Jenseitsvorstellung im Christentum, Judentum und Islam kennt nach dem Tod eine Auferstehung und ein personales Leben bei Gott. Juden und Moslems glauben jedoch nicht an Jesus als Messias und Erlöser.
Von diesem personalen Auferstehungsglauben unterscheiden sich die Erlösungsvorstellungen der fernöstlichen Religionen des Hinduismus und Buddhismus: Der Mensch erlöst sich durch die eigenen Taten (Karma) aus der Kreislauf der Wiedergeburt und erlischt in seiner individuellen Existenz.
Die Grundlage des christlichen Auferstehungsglaubens ist begründet in der Auferweckung der Person Jesu Christi. Ältestes biblisches Zeugnis bildet ein bereits von Paulus übernommener Text in 1Kor 15.3-5. Das Markusevangelium erzählt von Frauen denen die Botschaft am leeren Grab übermittelt wird: „Er ist auferstanden, er ist nicht hier“ (Mk 16,6). Aus diesem Glauben heraus erwächst die Hoffung, dass auch wir von den Toten auferweckt werden.
10.3 Jesus der Christus: „Eckstein“ unseres Glaubens
Unbestritten ist die historische Gewissheit, dass ein Jesus von Nazaret z. Zt. des Statthalters Pontius Pilatus in Judäa gekreuzigt worden ist (Tacitus, Sueton, Plinius d. J.). Diesen Jesus von Nazaeret haben die Christen sehr bald als ihren „Kyrios“ und Sohn Gottes verehrt, ausgelöst durch die Erfahrung seiner Auferstehung (siehe auch 10.2).
Die Bergpredigt (Mt 5-7) bildet den Kern der Botschaft Jesu und weist hinauf eine neue Welt (Reich Gottes) und auf Gottes Gerechtigkeit (z. B. Feindesliebe (Mt 5,43-48, Reichtum Mt Mt 6,19-34), an der die Christen schon in dieser Welt mitbauen dürfen.
10.4 Zur inneren Mitte finden – Sinnerfahrung und christliches Handeln
Meditation und Gebet kann dem Menschen helfen, das eigene Ich wahrzunehmen und den Sinn des Lebens zu erspüren. Unterschiedliche Formen der Meditation (Bild-. Text-, Musikmeditation), aber auch Meditationsformen aus anderen Kulturkreisen (fernöstliche Meditation) können ihm dabei behilflich sein.
Meditation gibt dem Christen Kraft die Welt aktiv mitzugestalten (z. B. M. Delbrel, Taize)
10.5 Christentum im Pluralismus von Religionen und Kulturen: Hinduismus und Buddhismus
Der Hinduismus ist geprägt durch das Kastenwesen, die Lehre von der Wiedergeburt und der Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburt.
Im Gegensatz zum Hinduismus hat der Buddhismus einen Gründer (Gautama Buddha), dessen Leben durch die Suche nach der Selbsterlösung (Überwindung des Leids) geprägt war. (siehe 10.2)
Vielfältige Ansätze (z. B. Friedensgebet in Assisi, Projekt „Weltethos“) versuchen mit dem Hinduismus und Buddhismus in einen fruchtbaren Dialog einzutreten.